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Vereins-Chronik 1976

Norbert Eisert in Hochform  

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aufgezeichnet von Hermann Bremser
und Manfred Link

 

Das närrische Jahr fing einmal ganz anders an. Die schon zur Tradition gewordene Fastnachtseröffnung im November fand mit überwiegend rückschauendem Programm im Gravenbrucher Edith Stein Zentrum statt. Unter dem Motto "Nostalgie in Schwarz" wurden Erinnerungen an frühere Fastnachtssitzungen wachgerufen und das Gravenbrucher Narrenfeld beackert. Ob die Gravenbrucher Narrensaat aufging? Ernst Betz war jedenfalls 1976 zum zweiten Mal dabei und engagierte sich. Aber im übrigen konnte auf Jahre hinaus keine Narrenblume gepflückt werden.

Doch betrachten wir das jährliche Hauptereignis, die große Narrensitzung vom 14.2.76 in der Narrhalla des Turnvereins 1861. Das fing ja toll an. Die emanzipierten, selbstbewussten, hübschen Gardemädchen verwehrten den verdienten närrischen Recken (lies: Elferrat) die angestammten Plätze unter Berufung auf das Jahr der Frau, das gerade angelaufen war. Sie ergriffen das Zepter und ließen die Narrensitzung anlaufen. Karin Gillig wurde zur Wortführerin, Angelika Obach wurde die Ministerpräsidentinnenwürde angetragen. Und, nein das musste ja schief gehen: einem 9jährigen Mädchen wurde das Wort zu einem Vortrag erteilt. Aber sieh an! Wie die kleine Beate Gerecht das brachte; das war fabelhaft. Die müsste man mal vormerken. Ja, ein Sternchen war geboren.
Dann aber: Die Herren der Schöpfung wurden zum "Gardetanz" aufgefordert. Kurz, es war so schauderhaft, dass die amtierende Präsidentin die Mädchen aufforderte, selbst zu tanzen. Das nutzten die Herren, und flugs schlichen sie auf ihre angestammten Plätze, zum Wein, statt zur Limonade. Dieses großartige Vorspiel heizte schon frühzeitig die Stimmung im Saal ein, die auch während des ganzen Programms anhielt. Ein "kleiner schmächtiger" Kaplan wurde an diesem Tag der Liebling von Gott Jokus: Norbert Eisert. Mit "Gille, gille, kitzel mich" hatte er, der "Dr. Eisenbart", die Lacher auf seiner Seite.
Die Frankfurter Presse schrieb am 17.2.76: "Und dann ist da noch ein Kaplan..... In diesem Jahr war Norbert Eisert .... wieder da und brachte unter tosendem Beifall der Narren im Saal den wohl besten Vortrag, den man in dieser Kampagne bei einer Sitzung in der Hugenottenstadt bisher zu hören bekam". Und damit war bewiesen, dass die Zeitungen doch manchmal die Wahrheit schreiben, denn Eisert war tatsächlich der Knüller der Narrensitzung, trotz so guter Vorträge wie dem "Protokoll" von Angelika Obach, dem "Fußballstar" von Erwin Hofmann, der "Emma Peel von Iseborsch" von Beate Berdel und dem "Ölscheich mit Harem", dargeboten von Horst Duhme, einem Newcomer, der heute mit dem "Schwarzen Michel" zum Symbol der Schwarzen Elf geworden ist. Er machte dem Bürgermeister Hans Frey den Vorschlag, ihn in seine Dienste als Haremswächter zu nehmen, gut zu bezahlen und zudem noch das Bürgerhaus zu bauen: der Bürgermeister lehnte in wohlgesetzten Reimen ab mit dem Bemerken, er habe in Isenburg die Bundesdruckerei, brauche also kein Geld (wahrscheinlich hat er aber gemerkt, dass die Haremsdamen vom Männerballett sind).

Beifall erhielten auch die "Dietzenbachstelzen", eine Singgemeinschaft des Dietzenbacher Katholischen Kirchenchors. Die Exprinzessin von Offenbach, Marion Bülow, erzählte von ihrem ruhelosen Prinzessinnendasein des vergangenen Jahres, ehe Klaus Reinhardt in gewohnter Meisterschaft den Schlusspunkt als "Sportskanone" unter die Narrensitzung setzte, über die man noch lange sprechen sollte. Halt, halt! Vor lauter Eisert vergisst man die ganze übrige Geistlichkeit, den Dekan Oswald Klein, die Pfarrer Willi Knapp und Norbert Bachus. Die haben nämlich mit eigenem Auftritt die Mainzelmännchen präsentiert. Als sie das schönste Lied aus dem Gotteslob anstimmen sollten, vernahmen die anwesenden Narren zu ihrer Überraschung das "Humba täterä". Der Pfarrer Bachus brachte noch zusammen mit Hermann Frank ein Zwiegespräch als "Bimbes und Bumbes" (Honit soit, qui mal y pense), das viel Beifall fand.
Und vergessen dürfen wir auf keinen Fall die lieblichste der Tanzgarden, die neben dem Gardetanz (Melodie: Champagnergalopp) einen begeisternden "Can Can" hinzauberte, eine wahre Augenweide mit Irene Bickert, Heidi Blatz, Karin Gillig, Karin Grüner, Rosi Hofmann, Ulrike Jäger, Erika Link, Brigitte Müller, Dagmar Ohmann, Claudia Rieß, Sibylle Rödiger und Ute Rothauer, einstudiert von den Gardeministerinnen Ingeburg Bremser und Angelika Obach. Außer den genannten Ministerinnen fungierten im Elferrat Hermann Bremser als Präsident, Richard Gerecht, Fritz Probst, Ernst Pöschl, Erwin Hofmann, Hermann Frank, Ernst Betz, Franz Holick und Manfred Link. Das Prinzenpaar in seinem zweiten Jahr waren Prinz Manfred I. und Prinzessin Uschi I., die uns die hohe Ehre ihres Besuches gaben.

Lesen wir noch, was das "Blättchen" am 17.2.76 schrieb: "Einer, der es wissen muss, weil er aufgrund seiner Funktion ... nahezu alle karnevalistischen Veranstaltungen besucht, meinte ..... hinterher, das sei 'heute Abend die beste Sitzung gewesen, die er zumindest in dieser Kampagne miterlebt habe'. Prinz Manfred konnte sich während der Sitzung nicht mehr auf dem Stuhl halten und verlieh Kaplan Norbert Eisert spontan den Prinzenorden, weil dieser den besten Vortrag gehalten hat, den wir bisher hörten". Und: "Man kann es nur immer wieder wiederholen: So wie man hier den Sinn des Karnevals versteht, so dürfte es genau richtig sein. Man nimmt andere auf die Schippe und kennt auch bei sich selbst in dieser Hinsicht nicht die geringste Rücksicht. Und man kann herzhaft darüber lachen, was das ganze Flair, die Atmosphäre bei der Schwarzen Elf immer wieder bestimmt". (dis)

 

 

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