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Vereins-Chronik 1986

Michi  

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aufgezeichnet von Manfred Link
 

 

Wer immer meint, die Fastnacht werde am Aschermittwoch zu Grabe getragen, dem sei an dieser Stelle eine Aufbesserung seines Wissens zuteil. Auch wenn am Fastnachtsdienstag die Orden abgelegt werden und das Helau der Narren nicht mehr durch die Gassen schallt so sind doch die Aktiven das ganze Jahr über bei der Arbeit.
Nachdem die Wunden geleckt, sprich die unerlässlichen Nacharbeiten wie z. B. das Abbauen der Umzugsutensilien getan und alle Kleider und Kostüme wieder in das Sommerlager gewandert sind, ein Kritikabend zur Aufarbeitung von Fehlern und zur Sammlung von Verbesserungen und Anregungen stattgefunden hat, kommt die offizielle Generalversammlung, die in diesem besagten Jahr 1985 aber keine Änderungen im Verein brachte.
Die Monate Mai bis Juli sind traditionell die der Garten- und Vereinsfeste und es ist bekannt, dass auch dort die Schwarze Elf immer wieder Beiträge liefert. Klar, dass unsere Kleinsten, die jetzt ein Jahr alte Gruppe der Minis, immer wieder im Vordergrund standen. Sie begeisterten ihre Zuschauer beim (dritten) Isenburger Altstadtfest und beim Fronleichnamsfest in St. Josef. Dort zeigten auch die Mädchen der Garde ihr Können mit einem Schautanz, der den Höhepunkt und Abschluss des Nachmittagsprogramms bildete. Im Mai hatten auch Siedler der Siedlergemeinschaft Buchenbusch ihr 50. Jubiläumsfest, bei dem unser Männerballett mit einem Samurai-Tanz die Besucher zu großem Beifall animierte. Einen ähnlich großen Erfolg hatten auch die Gardemädchen beim VdK-Versöhnungstreffen in der Hugenottenhalle.
Im Herbst des Jahres 1985 feierte die Gemeinde Hl. Kreuz ihr traditionelles Weinfest, das damals schon auf eine 20jährige Tradition zurückblicken konnte und bei dem sich in jedem Jahr das Alfred-Delp-Haus in einen urigen Weinkeller verwandelt. In diesem Jahr hatten die Weinseligen dort einen hohen Besuch; denn die Isenburger Sängerknaben hatten sich eine außergewöhnliche Überraschung ausgedacht: die Weinkönigin aus dem pfälzischen Osthofen gab sich die Ehre.

Und wenn andere noch den jungen Wein ausprobieren, sind die Narren schon wieder eifrig dabei, die neue Kampagne vorzubereiten. Für die Schwarze Elf war es dann am 19. November soweit; mit geschliffenen Vorträgen in der Bütt, viel Musik und guter Laune eröffneten sie ihre diesjährige Fastnachtskampagne im Alfred-Delp-Haus.
Dieser Abend war die Geburtsstunde unseres "Michi", der Symbolfigur der Schwarzen Elf. Die kleine Stoffpuppe im schwarzen Gewand, fürderhin der ständige Begleiter seines "Vaters", des Schwarzen Michels alias Horst Duhme durfte auf keiner Veranstaltung mehr fehlen.
Der Reigen der Premieren war noch lange nicht zu Ende; seinen Einstand gab auch Hans-Joachim Düll als "Bundeswehrsoldat" in der Bütt und er "bestand seine Feuertaufe mit Bravour", wie die Zeitungen schrieben.
Weiter ging es mit Karl-Heinz Wiegand als "Brief-träger"; auch er stand zum ersten Mal in der Bütt' und beklagte die Mühen seines Standes mit bissigen Hunden, grünen Witwen und schmerzenden Füßen.
Es ging Schlag auf Schlag an diesem Abend; es folgte Wolfgang Paul auf dem Skateboard, Hilde Mark, die Isenburger Sängerknaben und nicht zuletzt unser Präsident Werner Koch, die alle wie auch viele Helfer zum großartigen Gelingen dieses Abends beitrugen.

War das nicht schon eine richtige Narrensitzung, wird sich der unbedarfte Leser jetzt fragen. Von wegen, wird der Kenner der Schwarzen Elf dann antworten. Bei der großen Narrensitzung am 18. Januar (echt früh, gell) präsentierten die Aktiven ein wahres Mammutprogramm. Vier(!) Stunden ging es Schlag auf Schlag und es wurde nie langweilig.

Angefangen hatte es mit einem total aufgelösten Präsidenten Werner Koch, der mit seinem Vize Hermann Frank vor einer Bühne stand die gerade Mal im Rohbaustadium war. Handwerker und Maler überall, aber keine fertige Bühne. Da war guter Rat teuer und man machte kurzerhand den Vorhang wieder zu, berief den himmlischen Beistand, sprach allerlei Zauberformeln und "Simsalabim" ....
.... die Bühne war fertig, das Präsidium vollzählig. Ein wahrhaft meisterliches Bühnenstück.

Der erste Programmpunkt war der Einzug des Prinzenpaares, das in Begleitung und unter den Klängen der "Hugos" in den Saal einzog. Es waren Prinzessin Anette II. (Anette Kuhl) und Peter II. (Peter Fröls), der später Sänger der Isenburger Sängerknaben und Mitglied der Showgruppe war. Prinzenbegleiter war Manfred Neuenroth.

Den Auftakt der Redner bildete der "Schwarze Michl" alias Horst Duhme mit seinem Filius 'Michi', der, am 19.11. geboren bzw. aus der Tonne gezogen zum ersten Mal das Protokoll begleitete. Er glossierte in bekannt brillanter Weise den österreichischen Glykolweinskandal ("Rot-weiße Weinimporte ersparen Streusalz allerorten)", die Kinobesetzung in Neu-Isenburg ("Die Fastnachtssitzung nächstes Jahr ist dann halt im Olympia"), die Reiselust von Pfarrer Norbert Bachus ("Wen ein 'Geistlich Rätlein' schmückt, ist vom Reisen ganz verrückt") und vieles mehr.
Die "Isenburger Sängerknaben" wurden vom närrischen Publikum begeistert gefeiert. Sie glossierten das Geschehen in und um Neu-Isenburg in bekannt spritziger Weise und heizten mit ihren lustig bissigen Versen den Narren richtig ein. Kernthemen waren damals die "Rennbahn Friedhofstrass''" sowie die geplante Müllumladestation Gehspitz. Die Mannen um Dieter Mark waren: Karl-Heinz Schmidt, Alois Schönbach, Erwin und Thomas Hofmann, Thomas und Wolfgang Ziegler, Wolfgang Löb, Hermann Frank sowie Norbert Engl.

Dann kam "Er", Dieter Mark, der Fastnachter in Person, mit einem alten Fahrrad, bepackt mit der Wohnungseinrichtung eines Obdachlosen, angezogen mit alten Klamotten und plauderte aus seinem Leben als Stadtstreicher. Er breitete sich genüsslich auf der Bühne aus resümierte in bekannt gekonnter Weise von den Problemen die man nun mal so hat "wenn am Ende vom Geld noch soviel Monat übrig ist".

Die Debütanten der Eröffnungssitzung vom November durften ihr Können vor großem Publikum in der Hugenottenhalle wiederholen. Hans-Joachim Düll, heute Präsident der "Narrengilde" des Turnvereins 1861, kam als Bundeswehrsoldat und breitete seine Erfahrungen mit Gerät und Vorgesetzten in gelungener, pointierter Weise vor den Närrinnen und Narren im Saale aus. Sein Ärger mit dem Spieß beim Spindappell gipfelte in dem Satz: "Willste nen Dressman oder en Killer?"

Karl-Heinz Wiegand glossierte noch einmal seine Erfahrungen "rund ums Postgeheimnis" und erntete dafür verdienten Beifall. Wolfgang Paul führte seine Künste auf dem selbstgebauten Skateboard vor und berichtete von den unfreiwilligen Begegnungen in der Waschstraße und mit aufgesammelten Fußgängern in der Frankfurter Straße.

Äpfel und Birnen flogen ins Publikum als Willy Gehrling als "Kleingärtner" in die Bütt stieg. Stressgeplagt ließ er sich über die Vor- und Nachteile eines eigenen Gartens aus.

Eine Shownummer ganz eigener Art präsentierte Andreas Geier als "Rollender Barkeeper". Im Anschluss an seinen Vortrag verwandelte er sich in Ermangelung seines Gastes in den Star "La Rosa" und legte einen solch phantastischen und gekonnten Tanz auf die Bretter, dass ihm das Publikum begeistert zujubelte.

Besonderer Dank und Anerkennung gebührte Pfarrer Norbert Bachus, der erst an diesem Abend von einer Pilgerreise aus Israel ins heimische Groß-Watzehausen zurückgekehrt war und es sich nicht nehmen ließ, seine erst auf dem Flughafen zusammengetragenen frischen Eindrücke dem närrischen Publikum vorzutragen. Wer ihn kennt, weiß, dass das an diesem Abend kein normaler Reisebericht wurde.

Acht Vorträge, eine geballte Ladung närrischer Kreativität und alles aus den eigenen Reihen; darauf konnte (und kann) die Schwarze Elf stolz sein.

Aber es gab ja noch viel mehr, vor allem fürs Auge. Da gab es zuerst unsere Minis, die ganz Kleinen unseres Vereines. Wie kleine wärmende Sonnenstrahlen fielen sie am 26. Januar 1984 in die Hugenottenhalle und in die verzagten Narren-herzen und legten den Grundstein für eine äußerst gelungene Nachwuchsarbeit bei der Schwarzen Elf. Auch in diesem Jahr durften sie nicht fehlen und kamen als kleine "Blaue Jungs" im Matrosenkostüm. Dabei waren: Sina Besser, Manuela und Sabrina Düll, Louise Dutch, Tina Ferdinand, Ina Gabriel, Alexander und Stefanie Hehn, Katja und Nina Knieling, Natascha und Vanessa Lind, Sabine Link, Katrin und Sonja Litzenberger, Melanie Matz, Silke Mickley, Bettina von Renthe-Fink, Verena Schulte-Sasse, Angelika Stenger und Jeanette Wenzel.

Eine Augenweide ganz besonderer Art war die Tanzgarde, zehn junge Damen voller Grazie und Anmut. Die Trainerinnen Ingeburg Bremser und Angelika Obach hatten sie wie immer hervorragend vorbereitet. Die Mädels boten dem begeisterten Publikum zwei Tänze, einen feschen Gardetanz in schmucken Kostümen und einen Schautanz. Wer waren nun diese zehn jungen Damen? Hier stellen wir sie vor: Martina Breunig, Beate Fischdick, Ina Gablenz, Sabine Klippstein, Petra Lüdecke, Marion und Sylvia Luger, Jutta Mohr, Sibylle Neeb und Felizitas Selz.

Ein Anblick ganz anderer Art war das Männerballett, das es diesmal der weiblichen Garde gleichtun wollte und in schmucken Uniformen auf die Bühne kam. Wenn auch die Beine nicht so hoch flogen wie bei der weiblichen Konkurrenz und ei-ne Menge Schweißtropfen mehr vergossen wurden; es war sehenswert, was die feschen Jungs in ihren kurzen Röckchen dort auf der Bühne boten. Hier ihre Vorstellung: Hans J. Düll, Karl J. Eichmanns, Norbert Engl, Reinhold Hehn, Michael Krehling, Rainer Litzenberger, Dieter und Peter Mark, Fritz und Thomas Mohr, Wolfgang Paul, Karl Symang, Jürgen Watzke und Karl-Heinz Wiegand. Auf der Reservebank mussten Horst Duhme, Erwin Hofmann und Jürgen Schlemmermeyer Platz nehmen.

Natürlich gab es auch Orden. Vizepräsident Hermann Frank konnte die Goldene Flamme gleich dreimal an verdiente Mitglieder der Schwarzen Elf verteilen. Das waren Ina Gablenz, damaliges Gardemädchen und heutige Gattin des 1. Vorsitzenden Wolfgang Paul, Nella Hofmann, unermüdliche Designerin unzähliger Kostüme für Garde und Männerballett sowie Werner Koch, der damalige Sitzungspräsident und einer der Gründer der Schwarzen Elf.
Als Höhepunkt gab es zwei Auszeichnungen mit dem "Goldenen Vlies", dem höchsten Orden der Schwarzen Elf. So durften sich Erwin Hofmann und Franz Holick auf die Bretter (die die Welt bedeuten) knien und von Hermann Frank unter großem Beifall des närrischen Publikums den Ritterschlag entgegennehmen.

Blieben noch die Helfer hinter, unter und über der Bühne zu erwähnen, durch deren Hilfe solch eine Sitzung erst möglich wurde: Karl-Heinz Schmidt, Petra Thiem und Erika Link.

Zum großen Finale versammelten sich alle Mitwirkenden gegen Mitternacht noch einmal auf der liebevoll dekorierten Bühne, schunkelten zu den Liedern der Isenburger Sängerknaben und beendeten so eine rundum gelungene Sitzung.

Das "Allegro Quartett", das die Sitzung musikalisch begleitet hatte, spielte anschließend zum Tanz auf und entließ die Narren erst zu sehr später Stunde auf den Nachhauseweg.

Zur Belohnung für die tolle Leistung auf der Narrensitzung waren die Höhepunkte dann zur traditionellen Neu-Isenburger Altensitzung eingeladen: Dieter Mark mit seinem "Stadtstreicher", die Isenburger Sängerknaben mit ihrem politischen Potpourri, die Minis und das Männerballett begeisterten noch einmal das närrische Publikum und die Garde durfte dem Elferrat assistieren. Welch ein Erfolg.

Für den Lumpenmontag hatte sich der Elferrat ein wuchtiges Wikingerschiff gebaut und die Besatzung des Schiffes trotzte der unangenehmen Witterung (es lag Schnee und Schneematsch auf der Straße) mit dicken Fellumhängen und gehörnten Helmen.
Ein Motivwagen setzte in "krakenhaftem" Design den Widerstand der "Grünen" gegen einen Abriss des einstigen Olympia-Kinos und der damaligen Bauruine in Szene.

 

 

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