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Vereins-Chronik 1990

"Klassenfest"  

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aufgezeichnet von Manfred Link
 

 

Mit der Erinnerung ist das so eine Sache......" so hatte ich die Chronik im letzen Jahr begonnen und damals fiel es mir schwer, mich an bestimmte Höhepunkte der damaligen Kampagne zu erinnern. Diesmal hatte ich kurz nach geblättert und schon waren sie wieder da, die Erinnerungen an die Geschehnisse der Jahre 1989 bis 1990. War das eine aufregende und turbulente Zeit. Da war der Muttertag, ein Prinzenpaar, ein Tanzturnier, ein Altstadtfest, ..... Langsam, alles der Reihe nach, es gibt soviel zu erzählen.

Wisst Ihr noch was die "Vereinskutsche" war? Da hatte Karl-Heinz Gröll vom damaligen Auto-Stroh (heute Hehn Automobile) eine pfiffige Werbeidee: Man stellte einen komplett ausgestatteten und versicherten VW-Bus der Interessengemeinschaft Isenburger Vereine (IGV) zur Nutzung durch die angeschlossenen Mitglieder zur Verfügung. Die Firma bewies mit dieser Aktion ein Stück Verbundenheit mit den Isenburger Vereinen. Viele von ihnen, die Jugendgruppen oder Mannschaften transportieren müssen, waren dankbar für diese Initiative. Auch wir, die Schwarze Elf, haben von dieser Aktion profitiert. Schade, dass es das heute nicht mehr gibt.
Im Mai veranstaltete die Schwarze Elf wieder ihr inzwischen traditionelles Muttertagsfest im Pfarrgarten von St. Josef. Die Kinder des Vereins waren während des Tages von tatkräftigen Vätern betreut zum Freizeitpark Lochmühle gefahren. Die Muttis wurden derweil von tüchtigen Männern (davon hat der Verein ja viele) optimal umsorgt. Mit einem "Kir Royal" entsprechend eingestimmt, ließen sich die Damen die Gelegenheit zu einem Plausch bei Kaffee und Kuchen im sonnenüberfluteten Pfarrgarten nicht entgehen.

Im Juli ist in Neu-Isenburg Altstadtfest. Viele Vereine und Gruppen nehmen jedes Jahr daran teil, warum nicht auch die Schwarze Elf. Gesagt, getan. Mit Hilfe unseres Aktiven Walter Lobenstein wurden Verbindungen zur Michelsbräu hergestellt, Walter (‚Lobi') übernahm die Küchenregie und mit Hilfe vieler Vereinsmitglieder wurde ein Stand in der Hirtengasse aufgebaut. Wir hatten viel vor: Es gab Spanferkel und Champagner, jede Menge Sitzplätze und eine große Erwartung. Sogar das Wetter war traumhaft. Aber leider entsprach dann doch das Ergebnis nicht dem Einsatz und wir mussten die Erfahrung machen, dass es eine gewisse Zeit braucht, bis man so ein Unternehmen wie das dreitägige Altstadtfest richtig im Griff hat und die Organisation steht.

11. November, 11.11 Uhr, 11 Böllerschüsse. Erwartungsvoll schaute das närrische Publikum zur Bühne. Vorhang. Eine Prinzessin und ein Froschkönig; die klassische Märchenszene. Die Prinzessin küsst ‚ihren' Frosch. Vorhang. Der Frosch verwandelt sich in einen Prinzen. Zauberhaft dieser Einfall, der schon ahnen ließ, dass hier nicht irgendein Prinzenpaar gekürt wurde, sondern dass hier zwei wirklich Fastnachtsverrückte auf der Bühne standen. "Iseborsch Helau" donnerte es mehrfach durch den Saal des Katholischen Gemeindezentrums als das frischgebackene Prinzenpaar in grüner Prinzentracht auf der Bühne erschien. Prinz Wolfgang III. vom goldenen Nektar und Prinzessin Ina I. vom närrischen Ballett. Was waren wir, die Schwarzen Elfer, in diesem Moment stolz auf "unser" Prinzenpaar. Als Prinzenbegleiter fungierte Harald Streb, dies zum dritten Mal und mit dem neuen Titel Hofmarschall'.

‚Diese närrischen Hoheiten sind ein Ausnahme-paar' freute sich Werner Krause. ‚Immer schwieriger werde es, ein Prinzenpaar zu finden und diese Beiden haben bereits vor dem Ende der letzten Kampagne (am vergangenen Heringsessen der Schwarzen Elf ; Anm. d. Red.) ihren Willen bekundet, Prinzenpaar zu sein und haben auch Wort gehalten. Das hat es noch nie gegeben.
Die Beiden waren schon seit Jahren in der Fastnacht aktiv und haben sich auch dort kennen gelernt. Vor einem Jahr hatten sie geheiratet. Wolfgang, damals in Insiderkreisen als ‚Sahnetörtche' bekannt, kam aus der Kolpingfamilie St. Josef. Ein Tausendsassa in der Fastnacht, immer mit dem Drang versehen, alte verkrustete Strukturen aufzubrechen und trotz vieler Rückschläge strotzend vor neuen Ideen. Heute ist er Euer Präsident bei der Schwarzen Elf.
Ina kam mit 15 Jahren zur Garde der Schwarzen Elf und ist heute die Trainerin der Gruppe. Das schrieb damals die Presse und das war vor über zehn Jahren. Und Trainerin ist sie auch heute noch und wer weiß, was es heißt, trotz Familie und zwei kleinen Kindern immer wieder in einem Verein aktiv zu sein, der kann ermessen, wie viel die Schwarze Elf den beiden zu verdanken hat.

Der Narhalla-Marsch tönte durch das mit grün-gelben Girlanden und Luftschlangen geschmückte Alfred-Delp-Haus, als die Schwarze Elf die Fastnacht eröffnete. Hermann Frank und Werner Koch begrüßten das närrische Volk im gut gefüllten Saal. Horst Duhme befreite in traditioneller Zeremonie den Michi, das Maskottchen der Schwarzen Elf, aus seinem Sack, in den er zum Ende der letzten Kampagne gesteckt worden war.
Das Prinzenpaar Wolfgang und Ina präsentierten sich zum ersten Mal in ‚ihrer' Narrhalla dem närrischen Publikum.
Erste Kampagneorden wurden verliehen, Hajo Düll persiflierte einen "Ex-Raucher" und Dieter Mark in gekonnter Manier einen "Politiker". Drei Tanzpaare aus den Reihen des Männerballetts und der Garde boten einen bunten Tanz und bewiesen wieder einmal, dass die sonst so tapsigen' Männer ganz schön mithalten können.

Offizieller Akt am Schluss des Abends: die bisherigen Präsidenten Werner Koch und Hermann Frank übergaben ihr Amt an Dieter Mark und Horst Duhme, für beide eine neue Herausforderung in ihrer karnevalistischen Laufbahn.

Ja, "Klassenfest", so lautete das Motto der Narrensitzung 1990 bei der Schwarzen Elf. Die Bühne war ein Klassenzimmer in dem der ‚Oberlehrer' Dieter Mark regierte. Gefüllt war das Klassenzimmer mit einer Schar ‚goldischer Kinner' die in keiner Weise respektvoll mit ihrem Pauker umgingen. Auch der bisweilen recht ‚angesäuselt' agierende Pedell Horst Duhme konnte die Schar kaum bändigen.
Gleich zu Beginn ging es richtig zur Sache. Ein riesiger Drache erschien und der mutige Prinz Wolfgang hatte die Aufgabe des Drachentöters zu spielen. Furchtlos warf er sich dem Ungetüm entgegen und befreite seine Prinzessin Ina aus dem Bauch des Untiers. Das Publikum war begeistert.
Vom ‚offiziellen Teil' blieb dem Chronisten vor allem die Verleihung der Ehrenmitgliedschaften an die Ex-Präsidenten Werner Koch und Hermann Frank in Erinnerung. Die Prinzessin Ina und Jutta Mohr bekamen das Goldene Vlies für ihre Verdienste um die Garden der Schwarzen Elf.

Die ersten tänzerischen Glanzlichter entzündeten die kessen Minis die in rosa und blauen Kostümchen einen reizenden Tanz darboten sowie die etwas älteren Minis II, die heute Maxis heißen.
"Kurzweilig gestaltete sich der Abend, weil das Programm gekonnt zwischen Vorträgen und Showeinlagen abwechselte." So schrieb damals die Offenbach Post. Und wirklich, es kam keine Langeweile auf wie in so manchem normalen Schultag.
Horst Duhme und sein "Sohn Michi" persiflierten das aktuelle Zeitgeschehen und stocherten genüsslich-ironisch in den Isenburger Gefilden herum. In der zum Tintenfass umfunktionierten Bütt brillierte Karl-Heinz Wiegand, der über seine verhinderte Hochzeitsnacht plauderte, Hajo Düll machte mit den Details einer Urlaubsreise bekannt und Willi Gehrling schilderte seine Eindrücke vom Altstadtfest. Als Religionslehrer nahm Pfarrer Norbert Bachus in geschliffener Sprache seine geistlichen Oberen aufs Korn. Und zum Beweis des mächtigen karnevalistischen Potentials der Schwarzen Elf stieg auch noch Prinz Wolfgang als Koch und Erfinder der ‚Supp-Kultur' in die Bütt.

Kaum zu glauben aber diese karnevalistischen Glanzlichter waren, konnte man der damaligen Presse glauben, nicht einmal die Höhepunkte der Sitzung.
Die heimlichen Höhepunkte waren der Auftritt der Elfchen, die hüftschwingend mit Schnuller und Zöpfchen zum "Babysitter-Boogie" tanzten und vor allem der Auftritt des Männerballetts.
Die ‚Herren der Schöpfung' hatten sich die Biologiestunde der Schule ausgewählt und sich in Insekten und Blumen verwandelt. Leichtfüßig tänzelten sie auf der Bühne umher, gekonnt wurden die musikalischen Akzente gesetzt, bis ihnen am Schluss eine böse Hexe den Garaus machte.
Die Auftritte der Isenburger Sängerknaben und der ‚Harlekin-Tanz' der Garde rundeten einen gelungenen Abend ab, bei dem die Besucher wieder einmal voll auf ihre Kosten gekommen waren.

Höhepunkt jeder Fastnachtskampagne in Neu-Isenburg ist der Lumpenmontag. So sollte es auch diesmal sein und das in besonderer Weise.

Der Wetterbericht verhieß nichts Gutes. Von Sturmwarnung und Regenschauern war da zu lesen und zu hören. Aber wir Karnevalisten sind doch einiges gewöhnt. Während etwa Seligenstadt und Mühlheim ihre Fastnachtsumzüge absagten, war man in Iseborsch mutiger. Und zu-nächst sah es ja auch so aus, als hätte man Glück. Zu Beginn des Zuges hatte es sogar aufgehört zu regnen und zuweilen sah es so aus, als wollten sich die dichten Wolken etwas lichten. Zwar zerrten Sturmböen an den Aufbauten der Wagen und das Prinzenpaar hatte schweren Herzens auf seinen filigran gebauten Bienenkorb verzichtet und auf dem Wagen der Schwarzen Elf Platz genommen.

Noch vor Beginn des Zuges waren die Straßen wie leergefegt doch zum Zugbeginn um 14.11 Uhr. säumten wieder Tausende die Straßen. So mancher Hut verließ seinen Besitzer und mancher Schirm ging zu Bruch doch die Kinder freuten sich ob der Masse der Knollen und anderer Überraschungen.
Doch dann, um 15.25 Uhr kam es schlagartig. Der Wagen der Schwarzen Elf bog gerade von der Schulgasse am Alten Rathaus in die Frankfurter ein, als sich der Himmel öffnete. Mit Blitz und Donner, Sturm und Hagel, ergoss sich ein Wolkenbruch, der allen, die ihn erlebt haben, wohl zeitlebens in Erinnerung bleiben wird. Publikum und Zugteilnehmer rannten und suchten an Hauswänden, in Einfahrten und Hauseingängen Schutz, die Narren auf den großen Wagen wie auch Prinz und Prinzessin wurden nass bis auf die Haut. Nichts ging mehr, der Zug löste sich auf.

Doch Wasser trocknet wieder und am nächsten Tag war man wieder guter Dinge beim Heringsessen der Schwarzen Elf im Alfred-Delp-Haus. Hier wurde noch einmal so richtig die ‚Sau' rausgelassen bis zu mitternächtlicher Stunde der Augenblick des Abschieds von der Fastnacht kam, der Michi in den Sack gepackt wurde und die Narren sich aller Symbole der Narretei entledigten. Wieder einmal war eine aufregende Kampagne zu Ende gegangen.

Nicht ganz zu Ende war die Fastnacht für das Männerballett denn bereits drei Wochen später traf man sich mit anderen Gruppen zum 10. Männerballett Turnier in Bergen-Enkheim. Obwohl das Männerballett schon mehrfach an dieser Veranstaltung teilgenommen hatte, sollte es diesmal etwas Besonderes werden.
Zunächst sah es eher schlecht aus, denn Horst Duhme und Rainer Litzenberger aus der Stammformation fehlten. Statt dessen sprangen Wolfgang Paul und Manfred Link kurzfristig ein. Dann wurde aus dem Abend ein echter Krimi. Nach Ablauf der Konkurrenz lagen zwei Gruppen punktgleich in Führung, die Gruppe der‚ Funkenspritzer' aus Weiterstadt und unser Männerballett. Dann wurden die Streichergebnisse (beste und schlechteste Wertung) reaktiviert und die Weiterstädter siegten mit einem halben Punkt Vorsprung. Pech für das Männerballett, aber diese Wertung war ein absoluter Toperfolg, denn ein solches Ergebnis hatte es noch nie erreicht.

 

 

 

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