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Vereins-Chronik 1977

Der Schwarze Michel  

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aufgezeichnet von Hermann Bremser
und Manfred Link

 

Und so, wie wir das Jahr 1976 beendeten, fangen wir 1977 an, mit der Meinung der Presse. Die Offenbach Post schrieb am 15. 2. 1977 über unsere Narrensitzung vom 12. Februar: "Die Prunksitzung der Schwarzen Elf unter Präsident Hermann Bremser im TV Haus bestätigte erneut ihre bekannte Wertmarke, denn die Karnevalisten der drei katholischen Pfarreien haben ihren eigenen Stil, nicht zuletzt verulken sich die "Pfarrer" weltoffen. Statt Kalauern gab es wohlüberlegte Pointen. Zweideutigkeiten sind immer wenn nicht einer aus der Reihe tanzt verpönt."

Das Neu Isenburger Anzeigenblatt schrieb am gleichen Tag: "Dann aber konnten die Karnevalisten aus den drei katholischen Pfarreien der Hugenottenstadt aber wieder eine Sitzung auf die Bühne bringen, wie sie aufgrund der großen Leistungen der Schwarzen Elf in der Vergangenheit auch dieses Mal gar nicht anders erwartet worden war." Und: "Alles in allem also eine Schwarze Elf Sitzung, wie sie besser nicht hätte sein können." Im übrigen wieder Superlative: Die beste Sitzung, die beste Stimmung usw. Danke schön, ihr Zeitungsleute!

Es stand wieder ein Vorspiel an, das für viel Spaß von Beginn an sorgte. Eine unfertige Bühne, die Handwerker noch am werkeln. Der Elferrat zieht ein, aber die Handwerker trinken fröhlich Bier und spielen Skat. Nach hartem (fröhlichem) Wortgefecht wurden drei Fachleute aus dem Publikum gesucht und gefunden. Herold Fuchs mit dem Schmiedehämmerchen in der Brusttasche, Richard Bähr mit der Kreissäge im Portemonnaie und Erich Kreuziger, unser Allroundman, als Weißbinder. Rucki zucki war das Bühnenbild fertig und die Sitzung konnte beginnen.

Aber schon wieder eine Störung. Laut grölend schlich da ein Haschbruder durch die Narrhalla, trank dem Bürgermeister das Bier aus, belästigte die Gäste und wollte ans Mikrofon. Schlimmes schien sich anzubahnen, aber der Haschbruder war kein anderer als unser Hermann Frank, der an diesem Abend noch zweimal auftreten sollte. Ein gelungener Gag.
Und das Programm spulte sich ab. Die Tanzgarde zeigte einen brillanten Gardetanz voller Schmiss und Schwung. Der Schwarze Michel, die künftige Symbolfigur der Schwarzen Elf ward geboren; Horst Duhme investierte viel Geist und Humor und fand begeisterten Beifall. Ein reizendes Kirchenmäuschen bot die kleine Beate Gerecht und vermisste nur den Speck bei soviel Sauberkeit in den Kirchen und Pfarrhäusern. Ihr assistierte die genauso kleine Andrea Janovsky als Co Maus. Als Bembelsänger ließen sich Hermann Frank, Norbert Engl und Pfarrer Norbert Bachus hören und sehen. Sie glossierten alles, was sich so in der Hugenottenstadt auf dem kirchlichen Feld abspielte, sehr treffsicher. Es war der zweite Auftritt unseres Hermann Frank. Willi Gehrling erzählte gar amüsant von seinen Erfahrungen als erster Diakon der Pfarrei St. Josef und, weil wir gerade so schön beim Kirchlichen sind, es tagte auch ein Pfarrgemeinderat mit der damaligen Pfarrhelferin Hildegard Fickinger, Klaus-Peter Gieracki, Joachim Komnik, Matthias Mezger sowie Franz und Gerhard Weber. Gar weltlich klangen die Gesänge der Kolping-Kellergeister aus Offenbach.
Nach der Pause kam die große 15 Minuten Schau des Pfarrers Norbert Bachus. "Ein Alptraum" hieß sein Vortrag. Und was ihm da träumte, hätte jeden biederen Ehemann auch in die eheliche Abstinenz getrieben. Er jedenfalls war glücklich, gewissermaßen erlöst, als er von seinem Alptraum erwachte und das Zölibat noch Geltung hatte.
Das "Blättchen" gab seinem Bericht über unsere Sitzung die Überschrift: "Wie ein Pfarrer vom Ende des Zölibats träumt". Die Offenbach Post meinte gar: "Pfarrer Bachus auf Freiersfüßen.....bot ein Kabinettstück, in dem sich manche Lebenserfahrung treffsicher in Komik verwandelte."
Doch auch er war wieder dabei, der Kaplan Norbert Eisert (alias Nobi Dick). Als Dr. Mirakoloß erschien er, ein wortgewaltiger Magier, der natürlich die Lacher auf seiner Seite hatte. Und wieder einmal überreichte ihm ein Prinz (na, wie hieß er noch?) spontan seinen Prinzenorden.
Drei Gruppen prägten den weiteren Verlauf des zweiten Teils der Sitzung, die Seniorenband, die Tanzgarde und die "Tütüs". Seniorenband, das waren die Brüder Klaus und Walter Reinhardt, Heiko Hermanndörfer, Harald Meurer, Michael Roßbach und Thomas Schäfer sowie Karl Reinhardt in einer Nebenrolle. Die brachten ein Gemisch von gekonnter und improvisierter Musik sowie lustige eingestreute Gags. Ein Musikspektakel par excellence. Was soll man noch über die charmante Tanzgarde an Worten verlieren. Nach "Girls, Girls, Girls" tanzten sie anziehend und präzise und ernteten den verdienten Beifall des närrischen Hauses. Und die "Tütüs"? Das waren Hermann Frank in seinem dritten Auftritt, Norbert Acker, Erwin Hofmann, Franz Holick, Charli Lorenz und Ernst Pöschl (auch hier eine Sonderrolle für Richard Bähr). Das löste ein amüsiertes Kreischen als Ausdruck herzlichen Vergnügens an dem Anblick der neckischen "Damen" aus und war ein guter Schlusseffekt einer wohlgelungenen Narrensitzung.

Bliebe noch zu vermerken, dass die Kapelle "Alfas" durchs Programm geleitete. Richard Gerecht, der langjährige erste Vorsitzende der Schwarzen Elf, erhielt gemeinsam mit Fritz Probst das Goldene Vlies aus den Händen von Liesel und Walter Dörr.
Nachzuholen haben wir....die Namen des Prinzen und der Prinzessin. Es waren Dieter und Hilde Mark, über die wir in den nächsten Folgen noch viel zu berichten haben werden. Dieter I. vom Blätterwald und Prinzessin Hilde I. Freifrau von der Haspel schlossen sich ab der folgenden Kampagne der Schwarzen Elf an.
Es hieß aber auch Abschied nehmen von der Narrhalla des Turnvereins 1861. Ab 1978 sollte uns die Hugenottenhalle närrische Heimstätte werden. Der Präsident Hermann Bremser verabschiedete sich mit den Schlussworten wie folgt:


"Seit 18 Jahr'n war dieses Haus uns Narrhalla,
und 18 Jahr' gab's eine Sitzung in Gala.
Doch nächstes Jahr zieh'n mit Tschingra und Bum
die Elfer, die Schwarzen, ins Bürgerhaus um.
Zum Abschied, Narrhalla, gebührt dir Applaus!
Du warst uns trotz allem ein echtes Zuhaus'."

 

 

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