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Vereins-Chronik 2005

"Piraten Ahoi"  

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aufgezeichnet von Manfred Link

 

„Dass die ,,Schwarze Elf“ das Maß der närrischen Dinge in der Hugenottenstadt ist, bewies sie wieder einmal eindrucksvoll mit ihrer großen Sitzung am Samstagabend.’  schrieb die Offenbach Post am 24. Januar 2005 nach der Sitzung der Schwarzen Elf.
Hatte sie damit recht? Nun, natürlich ist man als Beteiligter stolz auf eine gelungene Sitzung, aber das Urteil muss sich jeder Besucher selber bilden.

Mit zwei Kanonenschlägen wurde um 19:31 Uhr das Publikum aufgeschreckt. Die Piraten mit dem Prinzenpaar, dem Watz und dem Oberlump stürmten von allen Seiten in die Hugenottenhalle. Sie enterten die Bühne und hatten ab sofort das Kommando.
Das Bühnenbild, entworfen von Manfred und Sabine Link und Joe Mannberger, zeigte ein Piratenschiff an einer karibischen Küste (siehe Bericht Seite 18).

Der Oberpirat und Sitzungspräsident Wolfgang Paul verteilte seine Mannen auf der Bühne und begrüßte das Prinzenpaar Jutta II. vom helfenden Herz und Prinz Claus III. vom rettenden Ufer. Begleitet wurden sie von Harald Streb‚ „Watz“ Karl-Heinz Müller und ‚Oberlump’ James Lange. Sie durften aus der Ferne im Saal dem nun beginnenden Treiben der Piraten zusehen.

Die Piratenbraut (Gudrun Litzenberger) las dem ,,Gesocks vom EIferrat“ die Leviten, genau so wie den Großpiraten der Politik, allen voran ,,Räuberhauptmann“ Bush: ,,chem’sche Waffen fand er nicht, hat’s auch nicht drauf abgezielt ..... „ Schröder, der einmal die Arbeitslosigkeit halbieren wollte, ,,im Büro von Herrn Trittin stapeln Flaschen sich und Dosen.“ Kassenwart Eichel, der ruhig mal bei E-ON und RWE nach Geld graben sollte. Nachdenklich wurde auch die schreckliche Tsunami-Katastrophe in Südostasien angesprochen. Und auch Isseborsch‘s Piraten wurden aufs Korn genommen. Die streiten sich nämlich um die besten Plätze in der VlP-Lounge des neuen Waldstadions. Ungeahnte Möglichkeiten tun sich da auf: ,,Erster ist der Captain Olli, auch bekannt als Pistenschreck, nimmt trotz Gips, mein lieber Scholli, Petra Roth den Sessel weg“. Doch bei dem Gerangel sollten die Piraten nicht vergessen, wie schön sie es doch in lsseborsch haben. Das Protokoll kam wieder aus der Feder von Günther Marx.

Mit den Minikids wurde es orientalisch. 20 süße Haremsdamen und -herren im Alter zwischen 4 und 11 Jahren tanzten zu orientalischen Klängen. Da probierten sich auch die Allerkleinsten schon im Bauchtanz und bewegten dazu graziös ihre Hände. Während die Älteren das schon fast perfekt beherrschen, ,,verwackeln“ die Kleinen auch mal was oder haben vor lauter Aufregung einen kurzen Blackout. Aber ein kurzer Blick zum Nachbarn genügt und es geht wieder weiter. Dass dieses Gewusel doch ein schöner Tanz geworden ist, war der Verdienst der beiden Trainerinnen Sabrina Knecht und Katrin Litzenberger. Die hübschen Haremskostüme hatten Gabi Sommer, Melanie Klann und Anni Hollerbach genäht.

Als zwei gestresste Kids redeten sich dann Florian Liedtko (13 Jahre) und Janita Paul (11 Jahre) den Stress mit ihren Eltern von der Seele. Hatte doch FIorians Mutter (Martina Liedtko und Verfasserin des Vortrages) für ihren Sohn ganz ehrgeizige Pläne: „Mei Mudder nun die jeder kennt, hat sisch gedanklisch festgerennt. Sie erklärte mir ganz plump, Bub, nächst Jahr‘ werste OBBERLUMP!“ Janita kriegte sich nicht mehr ein: ,,Du Obberlump, isch lach misch schlapp, du gäbst en scheene Lumbes ab. Wenn du da dätst im Bembel stehe, mer würd‘ disch Pimpf ja gar net sehe.“


Doch auch Janitas Mutter hatte Träume: ,,Mei Mudder bild‘ sisch nämlisch ei, isch könnt doch ma Prinzessin sei. Prinzessin, des bringt misch in Rasche, will die misch am End‘ verarsche.“ Und Florian sollte als Prinz herhalte. Doch davon hielt er nichts: ,,Isch mach mich hier doch net zum Blödel.“ Außerdem befürchtete er, dass Janitas sparsamer Vater (Sitzungspräsident und Äbbelsche-Wirt Wolfgang Paul) den Prinzenempfang ausrichten würde: „Wohl, un isch weiß ach schon wie, der Geizknopp fährt zum ALDI hie. Käft billisch Fusel un e Supp‘, des gibt’s dann in de Äbbelstubb. Un da mer stets darauf bedacht, dass mer ja ka Miese macht, gibt er noch Essensmärkscher raus, dass alles - pari - geht dann aus.“

Als Prinzenpaar müssten sie dann noch tanzen ,,mit unsere Fußballfüß“, und all die anderen Pflichten, wie z.B. das ständige Küssen. Die Beiden sind jetzt schon im dritten Jahr auf der Bühne und sind schon echte Profis. Souverän, scheinbar gar nicht nervös, sondern cool und locker amüsierten sie das Publikum.

Zu schmissigen Seemannsliedern tanzte die Polkaformation. Angesichts der vielen hoch fliegenden Beine machten die Piraten im Elferrat große Augen. Die 10 jungen Damen faszinierten durch Schnelligkeit und exakte Übereinstimmung ihrer Bewegungen. Einstudiert  wurde  die Polka  von Steffi Hehn.

Endlich kommt einmal ein Mann, der die Frauen nicht nur versteht, sondern sich in sie hineinversetzen kann: nämlich Thorsten Appel. Er hatte es tatsächlich ausprobiert, Frau zu sein. ,,Hab wie en Pudel gelitte, tat mich für euch quäle“. Angefangen vom Quark im Gesicht, der schwierigen Wahl der Klamotten, dem Schminken bis hin zum Entreißen der Haare an den Beinen hatte er nichts ausgelassen, um die Seele der Frau zu verstehen. Er stand nicht nur das erste Mal in der Bütt, er hatte seinen Vortrag auch selbst geschrieben.

Die Elfchen griffen in diesem Jahr ein Thema auf, das wohl die ganze Nation beschäftigt ,,Lebt denn der alte Holzmichel noch?“ Sechs stramme Madeln und Buam gingen der Sache auf den Grund und schafften es tatsächlich den alten Holzmichel, dargestellt von Liesl Ruch, wieder aufzuwecken. Einstudiert wurde der Tanz von Uli Fröls. Die Kostüme nähte Astrid Steinbacher.
 
Zwei Omas treffen sich beim Nachmittagstanztee. Klar, dass da die wichtigen Probleme der letzten Woche besprochen werden, vor allem wie man Geld sparen kann und welche gesundheitlichen Probleme man zu bewältigen hat.

Mittagessen müssen die beiden in der Woche nicht mehr kochen. Sie gehen immer gegen 12 Uhr auf den Friedhof und „gucke, wo schöne Leute stehen“ und gehen hin: ,,Ach des dut mer ja so leid mit Ihrer Mutter, mir warn Schulkameradinnen gewesen ...... Un schon widder is mer zum Leichenschmaus eingelade!“ Im Äbbelsche finden es die Beiden schön, weil des Beerdigungsmenu so gut ist. ,,Wie die des nur hinkrigge mit dere Buchstabensuppe, dass mer da lese kann: zum Abschied...“

Stefan Ritzel und Thomas Kraus-Litzenberger, beide vom Rentenalter noch weit entfernt, konnten sich recht gut in die Sorgen und Nöte von zwei betagten Frauen hineinversetzen.

Mit den Maxis kommt die Navy auf die Bühne. Flotte Matrosen marschieren auf und reißen das Publikum mit. Bei Hits wie ,,In the Navy“ fühlen wir uns mitten in einer Parade in den USA. Sieben Mädels zwischen 12 und 16 Jahren gehören zu der Gruppe, die von Silke Mickley trainiert wird.

Und schon wieder wurden wir in die rauhe Wirklichkeit geholt. Die schon aus den letzten Jahren bekannte Familie Asselbach ließ uns wieder an ihrem trauten Familienleben teilnehmen. Mama Gerda würde es sich gern nach ihrer harten Einkaufstour mit ihrem Albert so richtig gemütlich machen. ,,Ach mei Albertsche, hättste net ach emal widder des Bedürfnis, des- des- des Verlange uff so en scheene Abend zu zweit?“ Aber Albert: ,,Ei Gerda geht’s der net gut, haste vielleischt Fieber?“ Am Ende beschäftigt sich die ganze Familie mit der schwierigen Rechenaufgabe von Sohn Paulchen: Wieviel ist 28:4? Einfach köstlich Kai Paul, als Paulsche, Ina Paul als Gerda, Wolfgang Paul als Albert und Tochter Jennifer alias Martina Liedtko.

Die Showgruppe war im Filmstudio und brachte ihren Regisseur, Florian Liedtko, zur Verzweiflung. Nichts machten sie richtig. Dabei lief hier eine Movieshow der Superlative für das Publikum. Da durfte James Bond nicht fehlen, die leichten Mädchen aus Pretty Woman, die Traumschiff-Surprise-Crew, die Ghostbusters, Mary Poppins und und und. In einem ständigen Wechsel von Hits, Kostümen und Akteuren rissen die 17 Mitglieder der Showgruppe alle mit. Die ,,Movieshow“ endete mit einem großen Finale, wo auch das Publikum mit seinen Moviestars tanzte. Bei der Enge in der Hugenottenhalle war das eine Meisterleistung!

Heike Döbert hat es geschafft. Sie ist endlich in Freiheit, von den nervenden Eltern befreit. Der ewig nörgelnde Papa beschwert sich doch glatt immer, wenn er sie so zwei- bis dreimal in der Woche gegen 2 Uhr von einer Party abholen sollte. Auch braucht sie jetzt nichts mehr zum Haushalt von ihrem schwer verdienten Geld beisteuern. Parties kann sie jetzt feiern, wann sie will. Doch alles hat seine zwei Seiten. Das Leben ist teuer, Miete, Telefon und was essen muss man ja auch noch. Auch räumt sich nicht Alles von selbst auf. Die Erkenntnis kam zum Schluss, bei Mama war‘s doch besser.

Die Cappuccinos waren schon ein Begriff in Neu-Isenburg geworden: Wolfgang Paul, der Chef an der Gitarre, Thorsten Appel, Thomas Kraus-Litzenberger und Stefan Ritzel. In diesem Jahr schwärmten sie vom neuen Kreisel in Isseborsch und hatten auch gleich einen Vorschlag, was man in die Mitte setzen könnte: ,,Komm Mister Olli - un mitte uff des Plätzje, stelle mer e Monument, komm Mr. Oliver wie wärs mit Lump un Wätzje ?“ Auch unser Happy Hippo Hermann Frank hatte jetzt ein eigenes Lied: ,,Er hat Spaß er hat Fun und man sieht es ihm auch an“. Auch das Maskottchen der Schwarzen Elf, der Michi, und sein Babba, Horst Duhme wurden besungen. Im Finale sangen sie noch unserem Oberlump James Lange ein Lied.

Martina Liedtko hat Verständnis für ihren fußballbegeisterten Ehemann und Eintrachtfan und geht mit ihm zum Pokalspiel Eintracht gegen Bayern. Da musste zunächst die Kleiderfrage geklärt werden. ,,Des Spiel beginnt zu einer Zeit, da brauch mer schon e Cocktailkleid, was owwerum e bissje frei is, weil jo ach es Fernseh mit debei is.“ Sie hat von Fußball nicht die geringste Ahnung und blamiert die ganze Innung vom Anfang bis zum Ende des Spiels. Mitten im Eintrachtfanblock springt sie auf und klatscht begeistert, als ein Tor für Bayern fällt. ,,Isch bin vor Freud‘ de Nachbarn alle, vor Glück um alle Häls’ gefalle; jedoch im Block so um mich rum, da war‘s ganz still, da war‘s ganz stumm.“ Irgendwie kommt sie in der Pause dann auch in die VIP-Lounge, wo sie argwöhnisch von vielen „Vippes“ begutachtet wird. Erst als der Eintrachtpräsident sie als Martina Liedtko, Schwarze Elf, vorstellt, will Jeder mit ihr prosten. Das hat verheerende Folgen. Ehemann Jörgi berichtet ihr am nächsten Morgen von den Peinlichkeiten, mit denen sie die ganze Innung blamiert hat. ,,Un hast geschrie‘e in deim Suff, isch kaaf die zweite Liga uff. Isch hätt gesacht zu Friedhelm Funkel, Guten Dach Herr Stadtrat Hunkel. Un zur Frau Roth, zu später Nacht, hätt isch Frau Quilling als gesacht.“

Ein weiterer Höhepunkt und seit über 30 Jahren Extraklasse - das Männerballett. In dieser Kampagne mit dem Märchenklassiker der Gebrüder Grimm, der Geschichte von Dornröschen. Feen, Hexe, Gesinde, ein erhabener Prinz und eine Prinzessin wie Milch und Honig versetzten das Publikum in die Phantasiewelt ihrer Kindheit. Unter den Klängen von Tschaikowskys Balletthit wurde hier Klassik auf einfache und meisterliche Weise erklärt. Der Fluch, der Zauber, die Suche, der Kuss - getanzte Tragik, eine Explosion der Gefühle, befreit aus begnadeten Körpern. Nach dem Russischen Imperial Ballett aus Moskau am 4. Januar ein weiteres Klassikhighlight in der Hugenottenhalle, diesmal mit 14 Traumtänzern aus unsrer lsenburger Heimat. Einstudiert wurde dieser Tanz von Martina Liedtko. Die Kostüme nähte Anneliese Süßmuth.

Zwei Piratenbräute sorgten jetzt für Unruhe. Sie wollten zur Schwarzen EIf Sitzung und da mal richtig was erleben. Prinzessin Jutta und ihre Oma, Liesel Dörr, lieferten sich hier einen lustigen Schlagabtausch. Liesel Dörr, gerade 87, zeigte uns Allen, dass Fastnacht feiern vor Allem geistig fit hält. So Mancher im Saal konnte es kaum glauben, wie die alte Dame hier noch einmal souverän ihren Part auf der Bühne spielte. Hut ab vor einer Fastnachtslegende, die das erste Mal 1946 auf der Bühne stand! Den Vortrag hatten die Beiden selbst geschrieben.

Und wieder kamen Piratenbräute auf die Bühne. Dieses Mal waren es gleich 13. ln wunderschönen schwarz-rot gestreiften, weit schwingenden Röcken tanzten sie zur Filmmusik von ,,Fluch der Karibik“ und ,,Die Piratenbräute“. Doch die Röcke flogen plötzlich auf die Elferräte und später auch noch die weißen Blusen. In schwarzen Tops und Leggins, ein Tuch um die Hüften geschlungen, zeigten die Piratenbräute einen Tanz mit viel Ausdruck. Die Idee und die Einstudierung hatten zwei der Tänzerinnen selbst übernommen, Ina Gabriel und Steffi Hehn. Die aufwendigen Kostüme hatten zwei Mütter genäht, Henrike Gabriel und Gerlinde Senft.

Das Goldene Vlies erhielt an diesem Abend Doris Engl. Unseren Sonderorden, den ,,Michi“, der nach 22 Jahren Mitarbeit in der Schwarzen Elf verliehen wird, erhielten Petra Holzmann und Jürgen Watzke.

 

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