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Vereins-Chronik 1996

"Eine Nacht in Paris"  

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aufgezeichnet von Manfred Link
 

 

Eigentlich weiß ich gar nicht, ob das schon in der neuen Kampagne war. Frühling war noch nicht, aber Ostern war in diesem Jahr sehr früh und so wurde die von Jürgen Watzke organisierte Skifreizeit nach der Kampagne veranstaltet und nicht im Januar. Wieder war das Ziel nahe Sterzing in Südtirol. Der Bauernhof war inzwischen viel zu klein geworden, ob der regen Nachfrage der Teilnehmer. 20 Skibegeisterte zog es diesmal nach Italien und so wurde im nahegelegenen Gasthof Schönblick Quartier bezogen. Hier musste man auch nicht selber kochen und die Betten waren schon etwas bequemer. Das Begleitprogramm der Reise wurde ausgiebig genossen; schon am ersten Tag hatte unser Hans Parsch Gelegenheit zu einem Ausflug ins nahe Sterzing, um sich von der hervorragenden Qualität des dortigen Hospitals und der hohen Sachkenntnis der Behandlung bei Skiunfällen zu überzeugen.

An unserem letzten Heringsessen löste sich das Zepter des Prinzen plötzlich in Luft auf. Es verschwand auf fast magische Weise. Und da es nun einmal die Pflicht eines Prinzen ist, wenn nicht auf seine Prinzessin, so doch mindestens auf sein Zepter aufzupassen, konnte nur eine sehr strenge Strafe das Zepter bewegen, urplötzlich wieder zu erscheinen.
Die Strafe: 33 Liter Bier. Und da Bier zwar nahrhaft ist, aber manchmal auch eine sehr einseitige Nahrungsaufnahme darstellt, wurde beschlossen, das Bier mit etwas Wurst, Käse, Salat und Bratkartoffeln zu verlängern.
Am 27. Mai fand dann das o.g. Fest im Garten von Christel Mark in der Anlage Fischer-Lucius statt.

Der abendliche Sommerhimmel wölbte sich pastellblau über Neu-Isenburg und weit über den Alten Ort hinaus übertönten lockige Klänge das Geräusch startender Düsenjets: Altstadtfest war's und dazu das passende Wetter.
Bereits am Freitagabend strömten tausende feierabendfreudiger Zeitgenossen in die Straßen um den Marktplatz.
Die Schwarze Elf hatte für den ersten Abend vier prominente Mitarbeiter: Die Bürgermeisterkandidaten Oliver Quilling, Berthold Depper, Maria Marx sowie Günter Trützschler waren im Servicebereich mit Spaß an der Freud' aktiv. Da balancierte der Jurist Oliver Quilling ein Tablett mit gefüllten Biergläsern durch die Menge und stöhnte nach gut zwei Stunden: "Das schlaucht ganz ordentlich". Günter Trützschler, Diplom-Volkswirt, sorgte am Zapfhahn unermüdlich für Nachschub, während Erster Stadtrat Berthold Depper in Toplaune, vom breitrandigen Sombrero behütet, Tequila an Frau/Mann brachte, obwohl die Temperaturen keineswegs für "Hochprozentiges" sprachen. Maria Marx, Sonderschullehrerin, die Vierte im Bunde, stand im engen Büdchen und war um den Nachschub bei den Baguettes mit Salami oder Knoblauch bemüht.

11.11.1995, Samstag, ein idealer Tag für alle Narren und speziell für die Schwarze Elf. Morgens noch war man ins katholische Gemeindezentrum geströmt um das neue Prinzenpaar zu küren und am Abend konnte man beschwingt im Alfred-Delp-Haus weiterfeiern.

Wie immer hatte die Schwarze Elf ein kleines Programm aufgeboten. In der Bütt versuchten sich Neulinge und alte Hasen: Christel Mark und Willi Gehrling, die jeweils einen gelungenen Vortrag zur Unterhaltung beisteuerten.
Klar, dass auch der Michi wieder seinen Ehrenplatz außerhalb des Sackes einnehmen konnte, dafür sorgte schon sein "Papa" Horst Duhme. Viele Orden gab es für verdiente Aktive, und auch das Prinzenpaar kam und überbrachte Grüße von der zeitgleichen Veranstaltung der Narrengilde.

Es ist eine stressige Zeit für Narren, die Zeit zwischen dem 11.11. und dem Aschermittwoch, die man Kampagne nennt. Kaum ist man aus der "Kluft", stehen bestimmt schon eine Weihnachtsfeier an, muss man sich nicht nur Gedanken um die Weihnachtsgeschenke für seine Lieben machen, nein, man muss auch noch für die Sitzung und den Lumpenmontag planen. Nach Neujahr verbringt man dann seine Freizeit in zugigen Hallen und lässt seiner (nicht immer vorhandenen) künstlerischen Ader freien Lauf. Andere wieder verziehen sich Wochen lang in Keller oder einsame Arbeitszimmer um, meist alleingelassen von ihrer Umwelt, Büttenreden zu schreiben oder Programmhefte zu erstellen. Daneben kann man sich dann über die auslassen, die die Frechheit besitzen, in dieser schwierigen Zeit einfach Urlaub zu nehmen und zum Skifahren zu gehen. Das endet meistens abrupt und völlig überraschend mit der großen Narrensitzung in der Hugenottenhalle.

Wie man schon aus dem Titel dieses Kapitels, "Eine Nacht in Paris", entnehmen kann, hatte sich die Schwarze Elf diesmal nach Frankreich versetzt. Der Elferrat thronte auf einer riesigen Seinebrücke und im Hintergrund konnte man Sacre Cœur, Eiffelturm und Triumphbogen erkennen. Vor dem Elferrat rollte ein buntes Narrenprogramm ab, an dem über hundert Aktive beteiligt waren.

Mit klingendem Spiel eröffneten die Hugos die Sitzung und begleiteten den Elferrat und das Prinzenpaar auf die Bühne. Wohlgelaunt begrüßte Präsident Wolfgang Paul die Narren im Saal und ganz speziell Prinzessin Anette IV. und Klaus-Dieter I. Diese hatten sich am Motto orientiert und Käse und Wein als Gastgeschenke mitgebracht.
Bis die Sitzung so recht losgehen konnte, mussten sich die Narren noch etwas gedulden. Zu-nächst überreichte der "Watz" Karl-Heinz Müller einen speziellen Orden an Dieter Mark und Wolfgang Paul für ihr langjähriges Engagement im Isenburger Karneval.
Danach kam August Borgmann als Vertreter der Föderation Europäischer Narren und überreichte in einer nicht enden wollenden Zeremonie Orden an Wolfgang Paul und Werner Krause.
Schade, dass man sich so vereinnahmen lässt. Es mag ja manchmal notwendig sein, verdiente Aktive auf der großen Sitzung zu ehren, aber in diesem Fall waren viele der Meinung, dass hier mit der Schwarzen Elf gespielt wurde.

Der erste Programmpunkt war die Tanzgarde mit ihrem Gardetanz. Die acht Mädchen waren eine echte Augenweide, auch wenn sich das Publikum noch etwas schwer mit dem Applaus tat. Trainiert wurde die Garde wie schon in den letzten Jahren von Jutta Müller.

Horst Duhme als "Schwarzer Michel" und sein Sohn "Michi", sprachlich in Szene gesetzt von Renate Eichmanns, glossierten in wohl gesetzten Worten die Bundes- und Lokalpolitik. Da wurde schon damals der Deutschen Mark nachgetrauert, die erst 8 Jahre später dem Euro weichen sollte. Gute Ratschläge bekam der zu-künftige Rathauschef Oliver Quilling mit auf den Weg, der amtierende Bürgermeister Robert Maier mag noch die eine oder andere Anregung bekommen haben.

Nach 20 Jahren Protokoller in der Bütt der Schwarzen Elf verabschiedete sich Horst Duhme aus dieser Rolle. Er wollte sich in der Zukunft andren Themen widmen.

Einen "Geistertanz" präsentierten anschließend die Minis. Kleine grüne Geister wirbelten über die Bühne, umtanzten kleine Schlümpfe und zeigten, dass sie schon enorm viel gelernt hatten. Beeindruckend, wie gut die beiden Trainerinnen Katrin Litzenberger und Andrea Ulrich die verschiedenen Altersklassen und deren unter-schiedliches Können zu einem harmonischen Ganzen geformt hatten.

Die Bühnenhelfer stellten eine mit der französischen Trikolore geschmückte Bütt auf die Bühne in der lässig ein weißgekleideter "Masseur" sei-nen Platz einnahm. Steffen Link, unsere Büttennachwuchshoffnung, erzählte von den Erfahrungen als Masseur. "In meiner Praxis erfährt man mehr als den Meisten lieb ist" plauderte er aus und fügte hinzu: " Pack ich mal aus, ich sag's ganz barsch, dann ist die halbe Stadt am A..... Zittern".

Danach kam wieder ein Tanzpaar, ähnlich wie im letzten Jahr, als große Überraschung auf die Bühne. Diesmal boten Sabine Gottfried und Thomas Mohr einen perfekten Tanz. Präsident Wolfgang Paul verriet dem staunenden Publikum noch, dass der Tanz beinahe nicht zustande gekommen wäre, weil sich Thomas Mohr kurz vor der Sitzung an der Hand verletzt hatte. Umso mehr gilt der Dank den Beiden, die eine überzeugende Leistung boten.

In einer ‚Fremdsprache', nämlich im bayerischen Dialekt, trug Martina Liedtko ihre Erfahrungen als "Trambahnritzenreinigerin" vor. Mit einem großen Reisigbesen bewaffnet wurde da so manche Anekdote aus der Ritze gezogen, über die Trambahnpassagiere getratscht und bekannte Leute durch den Kakao gezogen.

Einer der "Hauptakteure" der Sitzung war leider nicht dabei als die Sängerknaben ihm zu Ehren ein Lied intonierten: "Heinerle, Heinerle schreibt net mehr". Gemeint damit war Heinrich Schickedanz, der jahrelang Lokalredakteur des Isenburger Anzeigblattes war, und der jetzt seinen verdienten Ruhestand angetreten hatte.
"Am beste du leefst mit em Pißdippche rum" kommentierten die Sänger den eklatanten Mangel an öffentlichen Toiletten in der Stadt.

Ein weiteres Thema war der Umbau des Isenburger Bahnhofs zu einer S-Bahn Haltestelle: "Willst Du nach München, Moskau oder Lorsch, fahr bloß net von Iseborsch".

Mit der Polkaformation der Tanzgarde wurde ein weiterer Höhepunkt bei den tänzerischen Beiträgen gesetzt. Um den gesteigerten Qualitätsansprüchen Rechnung zu tragen, hatte sich die Garde geteilt und einen separaten Garde- und Polkatanz einstudiert.

Laut schimpfend und schreiend, von den Saalordnern nicht zu halten, bahnte sich eine Gestalt ihren Weg durch den Saal. Mit einem Transparent auf dem ‚PROTEST' stand, wollte diese Person auf ein noch nicht erkennbares Anliegen aufmerksam machen. Viele dachten an einen Eklat bis klar wurde, dass Horst Duhme als "Männliche Emanze" schon mitten in seinem Auftritt war. Er hatte sich ein buntes Kleid und einen feschen Hut angezogen und beklagte in wohlgesetzten Versen die Unterdrückung des männlichen Geschlechtes. Ja, der Horst war nicht wiederzuerkennen, nachdem er aus der Rolle des Schwarzen Michel geschlüpft war.

Plötzlich war es dunkel auf der Bühne, weiße Gewänder schwebten schemenhaft vorbei und alle waren gespannt. Es waren die Elfchen, die sich intensiv des Themas ‚Paris' angenommen hatten und einen "Can Can" präsentierten. Eine tolle Schau, die das Publikum erstmals an diesem Abend eine Zugabe fordern ließ. Schade eigentlich, dass dem nicht stattgegeben wurde.

Stattdessen kalauerten sich wieder die "Zwei Doofen" (Petra Klein und Wolfgang Konrad von der Freiwilligen Feuerwehr Götzenhain) durch die gesammelten zwischenmenschlichen Beziehungen. Kostprobe: "Erzähl mal von deinem Unfall. Unfall? Du wirst doch nicht sagen wollen, dass du mit dem Gesicht auf die Welt gekommen bist! Ja, ich hatte es als Kind nicht leicht. Keiner wollte mit mir spielen. Bis meine Eltern auf eine prima Idee gekommen sind. Die haben mir zwei Schnitzel an die Ohren gebunden, so dass wenigstens der Hund mit mir gespielt hat." Und so weiter....

Dafür anschließend die Entschädigung; ein Schautanz wurde angekündigt. Wieder die Bühne dunkel (muss das eigentlich sein?), um das Publikum in künstliche Spannung zu versetzen. Was dann aber kam war wirklich Spitze: die Maxis zelebrierten in pfiffigen Narrenkostümen einen superschnellen, gut gebrachten Tanz, der das große Können der Maxis bestens demonstrierte.

"Flohmarkt" war das Thema des nächsten Vortrags. Es war ein Zwiegespräch, das Dieter Mark mit seiner Frau Christel bestritt und das von den Erlebnissen professioneller Trödler handelte. Dies war für die Beiden auch deshalb nicht sehr schwer, sind sie doch auch sonst im Jahr mit dem Trödelverkauf beschäftigt.
Klar, dass ihnen da automatisch das eine oder andere "Fundstück" in die Hände fiel.

Wieder eine dunkle Bühne! (Hat der Beleuchter eine besondere Leidenschaft?) Auch die Garde operierte mit diesem Mittel, obwohl sie das doch wirklich nicht nötig hatte. Eine hervorragende choreografische Leistung wurde da den Narren geboten. Von einer einprägsamen Musik geführt, zeigten die Gardemädchen in herrlichen exotischen Kostümen einen Schautanz, der auch in Paris auf einer größeren Bühne gut angekommen wäre. Einstudiert hatte diesen phantastischen Tanz unsere Ina Paul.

Auch das Männerballett verzichtete nicht auf einen dunklen Programmanfang. Eine himmlische Stimme intonierte: "Paris, du Stadt der Jugend, Paris, du Stadt der Träume...." und im fahlen Licht der Scheinwerfer schwebten dazu vier Engel auf fahrbaren Wolken herein. "Alles begann im Paradies..." hauchte der unsichtbare himmlische Sprecher und die Engel tanzten. Im Hintergrund ein himmlischer Apfelbaum auf dem "Paradies" stand. Adam und Eva betraten die Szene. Noch war die Stimmung ausgelassen. Dann eine überdimensionale Schlange, die der Eva den Apfel am Baum zeigte. Diese zögerte nicht, ihrem Adam diesen Apfel zu verehren und schon war man von den Engeln des Paradieses verwiesen.
Traurig nahmen sie die Buchstaben "a d e" vom Baum und plötzlich stand da "Par i s". Welch ein spektakulärer Einfall des Männerballetts.

Den Abschluss des Vortragsreigens setzte Wolfgang Paul mit seinem Vortrag "Ein Mann für alle Fälle". Er erzählte von seinen Erlebnissen als Hausmeister und Handwerker. Plötzlich war er in der Bütt verschwunden und zur allgemeinen Überraschung tauchte er sogleich in einem tollen roten Kleid wieder auf, um eine Travestieeinlage einzustreuen. Das hatten wir auch noch nicht und er erhielt dafür viel Beifall.

Jetzt wurde mit den Isenburger Sängerknaben das Finale eingeläutet. Ihre schmissigen Lieder ließen eine bemerkenswerte Sitzung ausklingen. Alle Mitwirkenden kamen noch einmal auf die Bühne und formierten sich zu einem grandiosen Auszug.

Nachzutragen ist noch, dass Jürgen Schlemmermeyer zum Ritter vom Goldenen Vlies geschlagen wurde und fortan den Titel "Ritter Schlemmy I., Ordensträger vom närrischen schwarzen Narrenschiff" tragen durfte.

In diesem Jahr war uns der Wettergott nicht gnädig. Es war kalt an diesem Montag und es regnete. Nicht nur die Garde hatte sich warm angezogen, auch der Elferratswagen war gut bestückt mit heißen Getränken.
Die Schwarze Elf hatte wieder die Bühne auf den Wagen gepackt und fuhr auf einer gigantischen Seinebrücke durch die Stadt, ganz nach dem Motto "An einem regnerischen Tag in Paris".

Ausgelassen feiern kann sie ja die Schwarze Elf. Aber erstaunlich ist, was nach einer großen Sitzung und einem anstrengenden Lumpenmontag noch aufgeboten wird, um einen zünftigen Fastnachtsausklang hinzukriegen. Mit diesem Programm hätten andere eine Sitzung bestritten.
Da gingen in die Bütt: Gudrun Litzenberger, Christel Mark, Petra Holzmann, Regina Schmidt, Pfarrer Norbert Bachus und Horst Duhme; es tanzten: das Tanzpaar Sabine Gottfried und Thomas Mohr sowie die Aerobicgruppe; es kamen das Prinzenpaar sowie Watz und Oberlump; es sangen: die Isenburger Sängerknaben und zum Schluss der ganze Saal.

 

 

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